Kontrazeption in der Stillzeit

🔍 Grundlagen: Fertilität in der Stillzeit

• Die Laktationsamenorrhö (LAM) kann in den ersten 6 Monaten einen gewissen Schutz bieten, aber nur unter bestimmten Bedingungen:

• Vollstillen (kein Zufüttern)

• Kind < 6 Monate

• Keine Menstruation

• Auch unter LAM liegt der Pearl-Index bei ca. 2 – deutlich höher als bei modernen Methoden.

▶️ Fazit: LAM ist keine zuverlässige Kontrazeption. Eine zusätzliche Verhütung ist frühzeitig zu besprechen – idealerweise vor der Entlassung aus dem Wochenbett.

🔐 Sichere Kontrazeptionsmethoden in der Stillzeit

1. Gestagenmonopräparate

Sehr gut geeignet – beeinflussen die Milchproduktion nicht.

• Minipille (Desogestrel 75 µg)

• Einnahmebeginn: ab dem 21. Tag post partum

• Kontinuierlich ohne Pause

• Pearl-Index: 0.3–0.4

• Depot-Medroxyprogesteronacetat (DMPA)

• i.m.-Injektion alle 12 Wochen

• Beginn: ab 6 Wochen post partum

• Nachteile: Zyklusveränderungen, Gewichtszunahme

• Hormonspirale (z. B. Mirena, Kyleena, Jaydess)

• Einlage ab 6 Wochen post partum

• Lokale Gestagenwirkung, sehr hohe Wirksamkeit

• Gut geeignet für längeren Schutz (3–5 Jahre)

• Hormonimplantat (Etonogestrel-Stäbchen, z. B. Implanon)

• Einlage ab 4 Wochen post partum

• Wirkdauer: 3 Jahre

• Sehr sicher und unkompliziert

2. Kupferhaltige Methoden

• Kupferspirale, Kupferkette, Kupferball

• Einlage ab 6 Wochen post partum (Uterusinvolution!)

• Kein Einfluss auf die Milchproduktion

• Können vermehrte Blutungen verursachen

3. Barrieremethoden

• Kondome, Diaphragma

• Sofort einsetzbar

• Abhängig von korrekter Anwendung

• Nicht hormonell, aber höhere Versagerrate

4. Sterilisation

• Nur bei abgeschlossener Familienplanung

• Operative Methode (laparoskopisch oder bei Sectio)

• Pearl-Index: < 0.5

5. Nicht empfehlenswert in der Stillzeit

• Kombinierte hormonelle Kontrazeptiva (Pille, Ring, Pflaster):

• Enthalten Östrogen → können die Milchmenge reduzieren

• Empfehlung: frühestens nach 6 Monaten Stillzeit, wenn überhaupt

📌 Beratungsschwerpunkte

• Frühzeitige Aufklärung im Wochenbett

• Berücksichtigung individueller Stillziele, Lebenssituation und Nebenwirkungsprofil

• Hormonfreie vs. hormonelle Methoden

• Reversibilität und Langzeitwirkung

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Dr.in Liudmila Blasl

Oberärztin, dreifache Mutter und mit ganzem Herzen Frauenärztin.

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